In der Brav_a werden immer wieder Begriffe und Namen verwendet, von denen velleicht nicht alle wissen, was sie eigentlich bedeuten / wer die Person ist. Jede Ausgabe beinhaltet daher ein Glossar. Hier haben wir mal alle Begriffe zusammen getragen. Falls euch was fehlt oder wir was falsch erklärt haben, sagt bitte Bescheid! Wir sind auch keine Profis …

Ableismus Begriff aus der US-amerikanischen Behindertenbewegung (eng. able = fähig), dient der Benennung von Diskrimierung von Menschen mit Behinderungen und der Kritik von Beurteilung von Menschen anhand ihrer Fähigkeiten
abusive relationship schlecht übersetzbare englische Bezeichnung für Beziehungen in denen psychologische oder körperliche Misshandlung statt findet
agender sich mit keinem Geschlecht identifizieren
Asexualität Abwesenheit von sexueller Anziehung zu anderen Personen, kein Interesse an Sex mit anderen haben. Heißt aber nicht, dass asexuelle Personen nie Sex haben, nicht masturbieren oder keine Beziehungen führen. Was genau unter Asexualität verstanden wird ist von Person zu Person unterschiedlich.
Audre Lorde US-amerikanische Feministin und Schriftstellerin, Selbstbeschreibung als „black, lesbian, mother, warrior, poet“, 1934-1992
BDSM Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“ zusammen und beinhaltet vielfältige sexuelle Vorlieben, bei denen Dominanz und Unterwerfung, Bestrafung, Schmerzen und Fesseln eine Rolle spielen können.
bell hooks US-amerikanische Feministin, Aktivistin, Schriftstellerin
blackstudies Studie der Geschichte und Politik von Menschen mit afrikanischem Geburtsort oder die Teil der afrikanischen Diaspora sind
body dysphoria / Körperdysphorie Ablehnung des eigenen Körpers, z.B. bei Transgeschlechtlichkeit
Butch maskulin auftretende / gestylte Frau*
checking in im consent-Kontext bei jedem Schritt nachfragen und ein „Nein“ akzeptieren können
cis/cisgender als Gegensatz zu trans sind damit Menschen gemeint, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, dem sie bei ihrer Geburt zugeordnet wurden
Coming Out Der Prozess, in welchem sich eine Person ihrer sexueller Orientierung und/oder geschlechtlichen Identität bewusst wird (inneres coming-out) und/oder beginnt, mit anderen Menschen darüber zu sprechen (äußeres coming out). (von englisch „coming out of the closet“, grob übersetzt „sich nicht weiter im Schrank verstecken“)
Consensual sex Alle Personen geben ihr Einverständis zu einer sexuellen Handlung und können dieses Einverständnis jederzeit zurück ziehen.
consent Einwilligung zu etwas
content notes Kurzzusammenfassung eines Textes
conversion therapy Pseudowissenschaftliche Behandlung zur Änderung der sexuellen Orientierung von Menschen
Critical Whiteness Die „Critical Whiteness Studies“ entstanden Mitte der 80er Jahre in den USA und beziehen sich auf antirassistische und Postkoloniale Theorietraditionen. Im Kern stellen sie die Reflexion weißer Privilegien dar und fordern dazu auf, den Blick nicht nur auf die De-Privilegierung von Menschen mit Rassismuserfahrungen zu richten, sondern die unsichtbare Konstruktion weißer Identität und weiße Privilegien zu analysieren. Einfacher formuliert: Bei diesem antirassistischen Denkansatz geht es darum, dass weiße Menschen über ihre Vorrechte und Privilegien nachdenken, statt die Last der Problematisierung von Rassismus den davon betroffenen Personen zu überlassen. Lesetipp dazu: „Deutschland Schwarz Weiß“ von Noah Sow.
D.I.Y. do it yourself = selber machen
devil’s advocate Nervige Leute wollen manchmal eine Diskussion länger am Leben erhalten, indem sie absichtlich „provokative“, gegenteilige Positionen einnehmen – also des „Teufels Anwalt“ spielen. Meistens manchen dies gerne Menschen, die keine eigene Betroffenheit zu dem diskutierten Thema haben, da sie sich in einer priviligierten Position befinden und so „abstrakt“ über das Thema herumphilosophieren können. Z.B. cis-Männer, die das Abtreibungsrecht von Menschen mit Uterus oder den Sinn von inklusiver Sprache in Frage stellen.
Dritte Option Die Kampagne setzt für eine gesetzliche Anerkennung von einem dritten Geschlecht neben männlich und weiblich ein. Mehr Infos: dritte-option.de
Emma Goldman in Russland geborene US-amerikanische Anarchistin und Aktivistin, 1869-1940
Emotionale Arbeit Damit ist die mentale Arbeit gemeint, die verrichtet wird, wenn Menschen sich um andere Kümmern und beispielweise für das Funktionieren einer Beziehung sorgen, indem Konflikte angesprochen und gelöst werden. Wie Sorge-Arbeit wird sie in Hetero-Konstellationen meist wie selbstverständlich und unausgesprochen von Frauen* übernommen.
Ethical Porn Damit ist Pornographie gemeint, die ethisch produziert wurde, also nach dem Konsensprinzip in sicheren und respektvollen Räumen. Auch das Marketing der fertigen Filme soll bestehende soziale Ungelichheiten zumindest nicht verstärken.
female friendly porn auf die Bedürfnisse von Frauen* ausgerichtet Pornographie
Femme weiblich auftretende / gestylte Frau*
Femmenismus Femme- empowernder Feminismus
FLTI* Frauen, Lesben, trans- und intergeschlechtliche Personen
Funktionales Wohnen Wohnform, die darauf basiert, dass die Zimmer nach ihrer Funktion und nicht nach den bewohnenden Personen aufgeteilt sind. Statt persönlicher Zimmer gibt es „Arbeitszimmer“, „Rückzugszimmer“ und viele andere mehr je nach Zusammensetzung und Interesse der Bewohner_innen.
Gaslighting eine Form von psychologischer Misshandlung, bei dem eine Person der anderen einredet „verrückt“ zu sein, oft um sie damit innerhalb einer Beziehung abhängiger zu machen. Der Name stammt von dem Theaterstück und Film „Gas Light“ bzw. „Gaslight“
Gewaltfreie Kommunikation Ein von Marshall B. Rosenberg entwickelte Konzept zur friedlichen Konfliktlösung. Andere Menschen sollen nicht zu einem bestimmten Handeln bewegt werden, sondern es soll eine wertschätzende Beziehung entwickelt werden, die mehr Kooperation und gemeinsame Kreativität im Zusammenleben ermöglicht.
hegemonic/hegemonial vorherrschend
Hete heterosexuelle Person, eher abwertende Bezeichnung
Intersektionalität engl. für „Überschneidung“, „Kreuzung“; beschreibt das gleichzeitige Konfrontiertsein einer Person mit verschiedenen Diskriminierungsformen. Wenn jemensch aufgrund bspw. des Geschlechts und der familiären Herkunft gleichzeitig Diskriminierungen ausgesetzt ist. Hierbei sind die Diskriminierungen nicht als einfache Ergänzung zu verstehen, sondern auch als dynamische Erweiterung. So wird eine Person bspw. einerseits als Frau und andererseits als Arbeiterin diskriminiert. Hinzu kommt nun zusätzlich – intersektional gedacht – dass sie Ungleichbehandlungsweisen als Frau, die der Arbeiterklasse angehört, ausgesetzt ist. Das Konzept der Intersektionalität ist bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts Teil feministischer Reflexion und geht zurück auf die US-amerikanische Frauenrechtlerin Sojourner Truth.
Hexen aus der Geschichte stammende abwertende Bezeichnung für Frauen, die mit Ausschlüssen, Verfolgung und Gewalt verbunden wurde. Sowohl der Begriff als auch die Deutung der vergangenen Erzählungen werden in den letzten Jahren zunehmend zurückerobert. Lesetipp: Burning Women
Klassismus Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder Position
moon cup Markenname eines Menstruationsbechers, statt Tampons einsetzbar
Misogynie Abwertung von Frauen
n-word Umschreibung eines bekannten rassistischen Wortes
nice guy Typen die sich als nett und sensibel präsentieren, aber eigentlich unreflektierte Macker sind, die Frauen als Objekte sehen und behandeln. siehe geekfeminism
non-binary die Geschlechtsidentität befindet sich außerhalb des zweigeteilten Geschlechtssystems „Mann“/“Frau“
okcupid Dating-Webseite okcupid.com
Paleo-Diät auch Steinzeitdiät, bei der sich Menschen ernähren, wie Menschen der Altsteinzeit dies angeblich taten
pegging Analsex bei dem der Mann* durch die Frau* mit einem Strap-on, Dildo oder Butt-Plug penetriert wird
pervers von der gesellschaftlichen Norm abweichend
Pescetarismus Eine Ernährungsweise bei der neben vegetarischen Lebensmitteln auch Fisch und Meeresfrüchte gegessen werden.
poly, Polyamorie Liebeskonzept, bei dem Liebe (potenziell) nicht auf eine Person/Beziehung beschränkt ist. Dies geschieht im vollen Wissen und Einverständnis aller Akteur_innen.
Posthumanismus Eine Philosophie, die eine besondere Stellung des Menschens ablehnt und ihn als eine von vielen Spezies darstellt. Nach ihr hat der Mensch auch nicht das Recht die Natur zu zerstören.
Pränataldiagnostik (PND) Untersuchungen während einer Schwangerschaft, die dazu dienen physische und_oder genetische Abweichungen eines Fötus von einer vermeintlichen Norm festzustellen. Die nicht-invasive PND umfasst Ultraschalluntersuchungen und Bluttests, invasive Diagnostik sind Untersuchungen des Fruchtwassers und Chorionzottenbiopsien. Selektive Pränataldiagnostik hat keinen therapeutischen Nutzen, sondern stellt werdenden Eltern bei einem Befund vor die Entscheidung, ob sie das eigentlich gewollte Kind „trotz“ einer festgestellten Beeinträchtigung bekommen, oder den Fötus deswegen abtreiben wollen.
queer / Queer-Feminismus Stellt ein Beispiel für die Aneignung und Neubesetzung eines ursprünglich negativ besetzten Begriffes dar: “queer”, wörtlich “schräg” oder “seltsam”, wird im Englischen häufig als Schimpfwort für “Homosexuelle” verwendet. Das Wort ist aber nicht nur als Kurzform für “schwul/lesbisch” zu verstehen (auch wenn es u.U. so verwendet wird), sondern wendet sich gegen klar voneinander abgrenzbare Kategorien von Geschlecht und Sexualität. Weit gefasst können mit „queer“ auch alle möglichen Abweichungen von der Norm bezeichnet werden – wichtig ist (für uns) dabei jedoch immer die positive Bewertung und die Praxis der Selbst-, statt Fremdbezeichnung. PS: Die coolen Kids nennen sich jetzt aber pervers, weil das radikaler ist.
queering family Der Versuch, Familie nicht als hetero-Kleinfami- lie mit traditioneller Rolleneinteilung zu denken und zu leben. Damit sind nicht nur Familien mit nicht-hetero Eltern gemeint, sondern auch zum Beispiel Familienkonzepte bei denen es von Anfang an drei Eltern gibt.
Radical softness Ein von Lora Mathis geprägter Begriff. Er beschreibt die Idee, nach der das rechtfertigungsfreie Mitteilen von Emotionen eine politische Handlung und eine Art ist, die gesellschaftliche Deutung von Gefühlen als Zeichen der Schwäche, zu bekämpfen.
reverse sexism Wenn einige cis-Männer sich darüber beschweren, dass Frauen manchmal selektiv unterstützt werden, z.B. durch eine Einstellungsquote oder Frauenförderprogramme, benutzen sie oft den Vorwurf dies sei „reverse sexism“ oder „umgedrehter Sexismus“. Den kann es aber nicht geben, denn diese Bezeichnung ignoriert die gesellschaftlichen Machtverhältnisse, in denen Männer priviligiert sind. Ein Versuch eines Ausgleiches, in einem sehr begrenztem Kontext, durch die gezielte Förderung von Frauen kann daher kein „Sexismus,“ also eine Diskriminierungsform sein.
RZB romantische Zweierbeziehung
Safe Space Ein Ort an dem unterschiedlich marginalisierte Menschen zusammen kommen können, und frei von Diskriminierung über ihre Marginalisierungserfahrungen austauschen können
Sorgearbeit Arbeitsbereich der nicht produziert sondern reproduziert und gesellschaftlich als minderwertig angesehen wird, zB. Hausarbeit, Kinderbetreuung, Pflege. Hat auch eine emotionale Arbeitskomponente.
Struktureller Rassismus Auch institutioneller Rassismus, Rassismus der von Institutionen der Gesellschaft ausgeht, unabhängig davon, inwiefern Akteur_innen innerhalb der Institutionen absichtsvoll handeln oder nicht.
trans* Offene Begriffe für Menschen, die nicht (oder nicht ausschließlich) in dem Geschlecht leben wollen oder können, dem sie bei ihrer Geburt zugeordnet wurden. Dazu können z.B. Transsexuelle, Drags, Transidenten oder Cross-Dresser zählen – und viele mehr.
Unterstrich-Form / Sternchen-Form Leser_in / Leser*in“- Der Unterstrich bzw. das Sternchen soll über das strikte Zwei-Geschlechter-System hinausweisen und auch Menschen Raum geben, die sich nicht (ausschließlich) dem „männlichen“ oder „weiblichen“ Geschlecht zuordnen wollen oder können.
Wahlfamilie selbstgewählter Familienzusammenhang, enge Freund_innen
WLTI* Women, Lesbian, Trans- and Intergendered People
X-form Leserx, das X wird benutzt um die Genderzuschreibung völlig auszukreuzen und damit irrelevant zu machen, welches Geschlecht eine Person hat
Zecke entstanden aus dem rechtextremen Sprachgebrauch, der andersdenkende als sogenannte „Volksschädlinge“ mit Parasiten gleichsetzt, heute auch als neubesetzte Selbstbezeichnung linker Personen
Zine Kurzform von „Magazine“. Selbstveröffentlichtes, unkommerzielles Heftchen mit kleiner Auflage, das in der Regel von einer Person oder einer kleinen Gruppe von Leuten gemacht wird. Voll d.i.y. (do it yourself) quasi

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